Düfte wecken Erinnerungen und mit ihnen verbundene Empfindungen, mehr als jedes Foto das könnte: Omas Apfelkuchen, das Kinderzimmer im Elternhaus – oder eben die beste Bratwurst Krefelds, die einem schon in den Neunzigern regelmäßig den Stadtbummel versüßt hat. Seit über 25 Jahren zaubert die Wurst von „Bratwurst Paule“ dem Krefelder ein Lächeln ins Gesicht. Das wird auch unter den neuen Besitzern Maria und Sebastian Hake so bleiben.
„Paule“ hat bereits eine beachtliche Geschichte hinter sich. Alles begann, als Michael Paschke im Sommer 1997 seinen kleinen roten mobilen Bratwurststand auf der Hochstraße in Krefeld eröffnete. Mit dem gezwirbelten Schnurrbart und der leckeren Bratwurst wurde er schnell zur lokalen Kultfigur und zum beliebten Anlaufpunkt für hungrige Shopper. Paschke macht zwar nach 17 Jahren Schluss, doch der Name „Bratwurst Paule“ blieb auch unter den folgenden Inhabern bestehen. Auch wenn Michael Neppeßen und Torsten Feuring am Kern des Angebots – der Wurst – nichts änderten, probierten sie doch neue Standorte aus und ermöglichten es den Krefeldern etwa, ihren Lieblingsbratwurststand für Feiern und Veranstaltungen zu buchen. Anfang des Jahres übergaben sie das Unternehmen nun an Maria und Sebastian Hake – und machten den „Paule“ damit zur Familiensache. Neppeßens Schwester und sein Schwager werden alles dafür tun, dass die „Wuorsch auf die Hand“ eine echte Krefelder Institution bleibt.
„Das Erfolgsrezept von Bratwurst Paule ist ganz klar die hohe Qualität“, sagt Sebastian unter seiner Maske. Die aus Schweinefleisch bestehende Rostbratwurst stammt nicht aus dem Großhandel, sondern wird in einer regionalen Metzgerei exklusiv für Bratwurst Paule in Handarbeit gefertigt. Auch die knusprigen Brötchen kommen nicht aus der Tüte, sondern wie schon vor 25 Jahren jeden Morgen frisch von der Bäckerei Sommer. Maria und Sebastian wissen, dass der Erfolg von Bratwurst Paule auch darin besteht, dass sie heute noch so schmeckt wie am ersten Tag: Schließlich sind für viele Krefelder echte Kindheitserinnerung mit dem heißen Snack verbunden. „Dass die Wurst von Paule nicht mehr dieselbe sein könnte, hat vielen unserer Kunden am Anfang echte Sorgen bereitet“, berichtet Sebastian mit der alten Schaffnerkasse in den großen Händen, „aber ich kann versprechen, dass alles so bleibt, wie es war. Bis auf die Gesichter hinter dem Stand natürlich.“ Auch im Backoffice bleibt alles beim Alten: Sebastians Gattin Maria kümmerte sich schon für ihren Bruder um Logistik, Organisation und Zahlen. Sie kennt die Abläufe und die Lieferanten wie keine andere. Das neue Paule-Duo ist mit viel Engagement und Leidenschaft bei der Sache: An bis zu drei Standorten sowie bei Feiern, Festen und Veranstaltungen möchten sie die künftige Grundversorgung der Paule-Fans mit saftigen Würstchen sicherstellen.
Dass sie selbst einmal hinter dem Stand stehen würden, an dem sie sich vor über 20 Jahren erstmals eine kleine Stärkung abholten, hätten sie damals sicher nicht gedacht. „Das Leben geht komische Wege“, weiß Maria, als sie die Bestellung einer „Wurst mit ohne nix“ von einem gut gelaunten Herrn entgegennimmt. Sebastian, der den Bratwurst-Liebhaber in sich selbst nicht ganz verleugnen kann, gönnt sich derweil das Mittagessen vom eigenen Grill. Es ist etwas kühl und regnerisch an diesem Dienstag, kurz nach 13 Uhr auf der Hochstraße direkt neben der Thalia Buchhandlung. Eine Gruppe lachender Kinder kommt angerannt und umzingelt den Stand. Die Eltern zahlen natürlich, aber die Kleinen wollen es sich nicht nehmen lassen, ihre „Wuorsch“ selbst zu bestellen. Es fällt ihnen noch etwas schwer über den Stand zu gucken, aber sie lösen die Aufgabe wie echte Paule-Kenner. „Mit Ketchup!“, erinnert der kleine Junge Sebastian, als der die Wurst ins Brötchen schiebt. „Alles klar!“, bestätigt der. Zur Belohnung gibt es noch einen kleinen Gratis-Nachtisch. „Die Maske nervt ein bisschen bei der Arbeit. Der Kontakt zu den Menschen ist damit einfach weniger direkt“, berichtet Maria. Aber der Freude, die der gegrillte Klassiker auch in diesen Zeiten bereitet, tut das keinen Abbruch. „Ein echtes Lächeln zeigt sich immer in den Augen,“ sagt Maria. „Und die sieht man trotz der Maske.“
Dienstags bis Samstags von 11 bis 18 Uhr auf der Hochstraße neben Thalia